Auf der Suche

Auf der Suche.

So würde ich die letzten sechs Jahre beschreiben. Noch heute ist es so, dass ich meinen Ärzten erstmal erklären muss, was Misophonie ist bevor sie mir weiter helfen können. Mal eine Therapie hier, mal dort. EFT/ TBT oder auch Klopfen genannt, Entkonditionieren, Katathymes Bilderleben, Hypnose, tiefenfundierte Psychotherapie, … Was man nicht alles so ausprobiert um endlich frei zu sein. Und jedes Mal die Hoffnung, dass es endlich klappt. Jedes Mal die Hoffung, dass ich endlich normal mit meiner Familie zusammen essen kann.

Was mir wie weiter geholfen hat werde ich nach und nach in diesem Blog noch erklären, aber eins möchte ich vorweg sagen: Misophonie ist noch nicht heilbar. Und ich muss ehrlich sagen, dass ich eins bei den ganzen Therapien vermisst habe:

Seit einigen Monaten ist mir ein Gedanke meiner Therapeutin nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Sie vermutet, dass die Misophonie bei mir als eine Art Schutzmechanismus entstanden ist. Das ist jetzt keine besonders neue Erkenntnis, aber trotzdem fehlt genau dieser Gedanke meiner Meinung nach bei vielen Therapien. Mein Unterbewusstsein hat versucht mit meinen Emotionen umzugehen. Und so lange ich nicht verstehe, was genau diese Gefühle und Ängste waren, kann ich sonst was machen, die Misophonie wird mich nicht loslassen. Es bringt mir doch nichts, mich zwanghaft dazu zu zwingen mich zu entkonditionieren, ohne zu verstehen, was mir die Konditionierung denn sagen möchte. Schon Sigmund Freud erkannte, dass hinter jeder Handlung entweder ein bewusstes, vorbewusstes oder unterbewusstes Bedürfnis liegt. Hinter der Entstehung meiner Misophonie steckte ein unterbewusstes Bedürfnis, eine Angst, eine Hoffnung. Und seitdem ich nach und nach verstehe was genau diese Ängste waren und was mich so wütend gemacht hat, verstehe ich auch die Misophonie.

Was ich also sagen möchte ist, dass all die Therapien einem helfen können und man definitv ausprobieren sollte, was einem helfen könnte. Aber ich habe zumindest bei mir selbst gemerkt, dass es nichts bringt mit einem Knüppel auf die Misophonie einzuschlagen damit sie endlich weggeht. Erst wenn ich einen Schritt auf sie zugehe und versuche zu verstehen, was sie mir eigentlich vermitteln will, kann ich sie nach und nach verabschieden. Ein tolles Buch dazu kann ich nur empfehen Das Kind in dir muss Heimat finden. Die Autorin erklärt dort einfach sehr gut, wie man die Ängste und Emotionen seines Kinder-Ichs verstehen lernen kann und wie man lernt, diese zu kontrollieren.

Tipp:

Bevor du eine direkte “Misophonie-Therapie” ausprobierst, lies doch gerne erst das Buch und frage dich, was die Hintergründe der Misophonie seien könnten. Mir hilft bei dieser Suche sehr meine Psychotherapeutin mit der zusammen ich jedes Gefühl genau durchgehen kann. Sieh die Misophonie nicht unbedingt als deine Schwäche sondern eher als die Gelegenheit, deine tiefsten Emotionen zu verstehen und sie zu kontrollieren. Klar, die Miso ist scheiße, aber so ist das Leben nunmal manchmal, also einfach das Beste daraus machen :).