Misophonie

Misowas hast du? Misophonie: Ich könnte hier jetzt so viele Erklärungen und Analysen aufzählen um zu beschreiben was Misophonie bedeutet. Da ich aber faul bin hier einfach zwei, wie ich finde, sehr zutreffende Erklärungen: Ärzteblatt oder auch Amplifon.

Hier möchte ich einfach nur erklären was Misophonie für mich bedeutet. Wichtig ist, dass die Miso sich bei jedem anders äußert. Die Geräusche die uns triggern sind zwar häufig ähnlich, aber wie die jeweiligen Trigger uns beeinflussen ist extrem individuell. Daher: Kennst du einen Misophoniker, kennst du auch nur einen Misophoniker.

Für mich bedeutet Misophonie Angst, Hass, Kontrollverlust, Einsamkeit, … Es bedeutet, dass ich ein “zweites Ich” habe welches mich dazu zwingt mich häufig gegen meinen Willen zu verhalten und Entscheidungen kompett gegen meine eigentlichen Bedürfnisse zu treffen. Ich möchte mich mit meinen Freunden treffen, aber ich merke, dass ich heute zu wenig Kraft habe um Triggergeräusche auszuhalten.

Es bedeutet immer Musik zu hören und überall Notfallkopfhörer bei mir zu haben. Es bedeutet für mich, rumstehende Wasserflaschen böse anzugucken, ständig unter extremer Anspannung zu sein und nachts einfach nicht schlafen zu können. Es bedeutet für mich manchmal laut zu singen oder zu summen um Geräusche “unauffällig” zu übertönen (ich habe schon viele Leute damit sichtlich irritiert, aber das würde ich noch mehr wenn ich sie anschrein würde :)). Es bedeutet leider auch jeden Tag an die nicht so schönen Hintergründe der Miso und meine Ängste erinnert zu werden. Es ist wie ein Echo, dass mir immer wenn ich unter Menschen bin, hinterherruf was ich einfach nicht hören willst. Es bedeutet für mich stetig auf der Suche nach den Hintergründen meiner Ängste und Gefühle zu sein, was ich als mittlerweile als eine Stärke sehe. Sich und seine Gefühle ständig zu reflektieren kann extrem helfen an seinen Schwächen zu wachsen.

Was Misophonie für mich bedeutet hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Zu Beginn war es nur vereinzelt etwas nervig, dann wurde es gemächlich immer komischer, schnell entwickelte es sich zum größten Horror und erst seit einem Jahr bekomme ich immer mehr wieder Kontrolle über meine Triggerreaktionen. Ich bin sehr optimistisch, dass ich immer mehr lernen werde damit umzugehen. Ich weiß nicht, ob Misophonie wirklich “heilbar” ist, aber ich weiß, dass jeder seinen Weg finden kann damit umzugehen und an dieser Herausforderung zu wachsen.

Doch ich sage euch: Hängt nicht wehmütig diesen Wunden nach! Bleibt nicht bei der Vergangenheit stehen! Schaut nach vorne denn ich will etwas Neues tun! Es hat schon begonnen, habt ihr es noch nicht gemerkt?
Jesaja 43:18-19