Perspektivwechsel
Geschrieben am 14.02.2021 von AmyWie in meinem letzten Beitrag schon erklärt frage ich mich auch noch ab und zu warum der Kack. Dass die Miso einen teilweise extrem einschränken kann, muss ich glaube ich nicht weiter ausführen.
Zu leben bedeutet aber nunmal auch Leid zu erleben. Eine Freundschaft bedeutet sich auch mal zu streiten. Wenn ich mir etwas kaufe habe ich nachher weniger Geld auf dem Konto und wenn ich Zug fahren muss ich zwangsläuftig auch mit Verspätungen rechnen. Es ist nicht die Behinderung die jemanden behindert macht, sondern die Umstände. Ein Mensch im Rollstuhl kann ein super Leben führen und erst, wenn er zu einem Gebäude ohne rollstuhlgerechte Eingänge kommt, wird seine Behinderung zu einer Einschränkung. Es ist nicht die Misophonie ansich die mich so sehr einschränkt, sondern die Umstände und mein Frust, dass ich dadurch so oft eingeschränkt bin. Klar, ohne Misophonie wäre ich deutlich uneingeschränkter, aber wenn ich kein Zug fahre, weil mich die Verspätungen nerven komme ich auch nicht zum Ziel. Ich kann mir Alternativen suchen, aber auf Autobahnen gibt es auch Stau. Ich muss meine Geduld mit der Deutschen Bahn üben und mir vorher gute Musik herunterladen. Ich muss die Fahrten planen und akzeptieren, dass ich an den Verspätungen nichts ändern kann. Ich kann jedeglich meine innere Einstellung verändern und mich bestmöglich vorbereiten. Das heißt dann wohl, dass ich die Umstände anpassen muss bis ich herausgefunden habe, wie ich die Misophonie auflösen kann. Und im Vergleich zur Deutschen Bahn haben wir wenigstens noch Perspektive auf eine Verbesserung :).
Ja, die Misophonie treibt mich manchmal in den Wahnsinn und ein Leben ohne sie ist eine meiner größten Sehnsüchte. Ich möchte aber nicht in dieser Sucht verloren gehen. Zur Zeit schränkt mich die Miso teilweise noch ein und solange das so ist kann ich wohl nur weiter an meiner Einstellung ihr gegenüber arbeiten. Ich kann mir Coping-Strategien überlegen und mein Bestes geben mein Umfeld so anzupassen, dass ich ein gutes Gleichgewicht zwischen Akzeptanz und Kampfgeist finde. Ich kann mich entscheiden Gott für die Misophonie verantwortlich zu machen, oder stattdessen seine Nähe und Liebe zu mir genau in diesem Leid umso mehr wertzuschätzen. Ich kann mein Leben in Wut und Ärger führen, oder mit Dankbarkeit und Freude die Herausforderungen angehen.
Dankt Gott in jeder Lage! Das ist es, was er von euch will und was er euch durch Jesus Christus möglich gemacht hat.
1.Thessalonicher 5:18 (Neue Genfer Übersetzung)