Ist Gott schuld?
Geschrieben am 05.02.2021 von AmyUnsere Lieblingsfrage an Gott: Warum lässt du das zu, oder auch die Theodizee-Frage genannt. Warum Gott, lässt du zu, dass ich so leide?
Entfernt
Gott, warum lässt du eine Krankheit zu, die mich von dir so distanziert?! Meine Antwort darauf ist, dass die Miso mich nicht zwingend von Gott trennt. Gerade im Gegenteil. Die Stoßgebete, die Schreie die ich Gott schon zugerufen habe, die Tränen die ich vergossen habe, gerade die hat er gehört und gesehen.
Anfang letzten Jahres hatte ich meinen letzten größeren Rückfall. Ich habe mich total übernommen, zu viel mit anderen gegegessen und insgesamt ging es mir nicht gut. Daraufhin bin ich in ein komplettes Loch der Leere gefallen. Mein ganzer alter, “gut” verdrängter Frust ist wieder hochgekommen und hat mich aus dem nichts komplett aus der Bahn geworfen. Mit anderen zu reden und unter Menschen zu sein war in dieser Zeit so wahnsinnig anstrengend. Ich war wieder sehr in meiner Welt “Mensch = Könnte Geräusche machen = Potentielle Gefahr = Muss ich meiden”. Und genau in dieser Zeit war ich Gott so nah wie nie zu vor. Nach außen hin war ich kaputt und ich war tatsächlich sehr geschwächt. Aber in mir drin hatte ich so ein starke Ruhe und den Frieden geliebt und geborgen zu sein. Wie eine warme Umarmung. In solchen Phasen bin ich körperlich sehr disanziert, aus Angst ich könnte tatsächlich die Kontrolle verlieren, weshalb eine warme Umarmung mehr als sinnbildlich ist. Da wo kein Mensch mir mehr weiter helfen konnte, weil die reinen Anwesenheit von jemanden mich schon stresste, genau dort habe ich gemerkt wie nah Gott mir ist! Ja, wir Menschen erleben Leid! Und ja, Gott ist gut!
Meine Antwort
Ganz kurz zusammengefasst meine Gedanken weshalb Gott Leid zulässt:
- Adam und Eva hatten alles. Ein Leben ohne Leid. Und trotzdem entschieden sie sich bewusst gegen dieses Leben. Ich möchte einen freien Willen haben, aber dann muss ich auch mit den Konsequenzen leben.
- Auf die Theodizee-Frage gibt es keine perfekte Antwort, aber dieser Artikel erklärt finde ich sehr gut wie man sie beantworten könnte: Lies hier einen interessanten Artikel dazu.
- Wir fragen immer wo Gott ist. Aber hast du dich schon mal gefragt wo du in all diesem Leid bist? (Poetry Slam)
- So häufig passiert es mir: Mein Leben läuft gut und ich entferne mich von Gott, ich bin zu beschäftigt um Bibel zu lesen. Dann geht es mir nicht mehr so gut und plötzlich fällt mir Gott wieder ein. Mal ehrlich, wenn dein Leben 100%ig perfekt laufen würde, würdest du dann noch nach einem rettenden, liebenden Gott fragen?
- “It’s hard to answer prayers when nobody’s praying to you” (Oh Lord) beschreibt es NF so treffend. Vielleicht sollten wir aufhören uns ständig zu fragen warum Gott all dieses Leid zulässt und warum wir Menschen so böse sind. Stattdessen könnten wir uns ja auch einfach mal fragen was wir Gutes in dieser Welt beitragen können. Wir könnten Gott dafür um Hilfe bitte. Denn wir sind nunmal nicht perfekt, aber durch einen perfekten Gott können wir über unsere Grenzen hinaus Gutes in dieser Welt tun. Hier geht es nicht darum, warum Gott Leid zulässt, sondern was wir aus dem Leid machen.
- Misophonie heißt “Hass auf Geräusche” und wo könnte ein Gott der Liebe besser wirken als in einer Erkrankung, die mich hassen lässt?
Zusammenfassung
Ich glaube auf keinen Fall, dass Gott die Misophonie nur zulässt, damit ich mich an ihn wende. Durch meinen Glaube konnte ich die Miso schon so gut unter Kontrolle bekommen und der Teil der geblieben ist… naja, das ist halt das Leben. Das Leben ist nunmal hart, aber Gott ist fair. Es ist das Leben das die Miso zulässt und mein Gott der mir in diesem Leid hilft. Es ist nicht die Misophonie die mich von Gott trennt. Nein, durch sie werde ich immer wieder an meine Abhängigkeit von seiner Liebe erinnert. Durch sie werde ich an den guten Gott erinnert.
Das sind erstmal nur meine Gedanken auf meine Situation bezogen. Diese Frage ist so weitreichend und vielfälltig weshalb es wichtig ist, dass jeder sich selbst Gedanken dazu macht. Außerdem reicht meine Antworten sicher nicht für jeden aus, umso wichtig ist es also, dass man offen für Disskusionen darüber ist!